Liosia – ein Hundefriedhof

24.03.2012: Mary überrascht uns! Hier finden Sie eine wunderbare Entwicklung.

15.03.2012: Pluto hat einen eigenen Happy End Beitrag.

04.03.2012: Mary hat einen eigenen Beitrag.

17.02.2012: Es ist unmöglich nach Liosia zu fahren mit dem Vorsatz nur ein einziges ausgesetztes Tier zu retten und sich anschließend nicht mehr um diesen Ort zu kümmern. Wir kehren immer wieder zu diesem Ort zurück, denn der entsetzliche Hunger, der die Tiere dort quält und die verdreckten Plätze, die die „Heimat“ dieser armen Kreaturen sind - all dieses Elend geht uns nicht mehr aus dem Kopf. Die Bilder haben sich uns eingebrannt, sie lassen sich nicht verdrängen und verfolgen uns bis in den Schlaf …


Liosia ist ein Hundefriedhof …

Tierschutzalltag in Griechenland – ein kleiner Einblick in den täglichen Kampf gegen das Tierelend … und der Versuch, für einige der armen Seelen ein Zuhause zu finden.

Die Tierschützer unseres griechischen Partnervereins stray.gr schreiben:

Seit letztem Sommer kümmern wir uns um eine bestimmte Region außerhalb von Athen: Liosia.

Liosia ist eine arme Gegend, vor allem Sinti und Roma und Immigranten leben dort. Liosia ist ein sozialer „Brennpunkt“, Drogen, Kriminalität und Gewalttaten sind dort an der Tagesordnung …

Es ist eine sehr große Region, mit alten Häusern und stillgelegten Fabriken, mit vernachlässigten Äckern und Feldern. Und für die griechische Bevölkerung ist es eine hervorragende Gegend, um dort Hunde auszusetzen und ihrem Schicksal zu überlassen. Dieses Schicksal wird früher oder später der Tod sein …

Kranke Hunde, unerwünschte Welpen oder Jagdhunde, die ihren „Zweck“ nicht erfüllen: Sie werden von ihren Besitzern gerne nach Liosia gefahren, aus dem Auto gesetzt und alleine zurückgelassen …

Es gibt in Liosia keinen Tierschutzverein und es gibt keinerlei Tierschutzaktivitäten der Kommune – alle Tiere, die hier ausgesetzt werden, sind auf sich selbst gestellt und müssen irgendwie versuchen zu überleben.

Wenige Menschen erbarmen sich der Streuner und stellen außerhalb ihres Hauses ein wenig Futter hin. Doch es sind nur wenige Menschen und die Anzahl der streunenden Tiere steigt ständig … denn es gibt keine Kastrationsprogramme.

Und die griechische Finanzkrise verschlimmert die Situation, denn immer mehr Menschen setzen ihre Haustiere aus: Sie können ihren eigenen Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren, geschweige denn Futter oder Arztkosten für ihre Haustiere bezahlen.

Im letzten Sommer retteten wir Pirat, Esperanza, Sotos und Faust von Liosia. Sotiris kommt ebenfalls aus dieser Gegend. Wir haben auch zwei Welpen an den Tod verloren. Mogli

 

und den kleinen schwarzen Welpen, der in der Tierklinik den Kampf um sein Leben verlor (beide sind auch in Pirats Beitrag zu sehen).

 

Vor kurzem haben wir drei weitere Welpen aus Liosia in Sicherheit gebracht: Sonya, Prince Myshkin und Pierre.

 

 

Es ist auch erst einige Tage her, dass wir einen Anruf von einer verzweifelten Frau erhielten: Sie hatte eine hochträchtige Hündin gefunden.

Wir fuhren zu dem beschriebenen Platz und wir fanden die Hündin mitten auf der Straße. Sie war offensichtlich kurz vor der Niederkunft, völlig verängstigt und vor Kälte zitternd - sie konnte sich vor Hunger kaum noch auf den Beinen halten. Als wir sie entdeckten, leckte sie an dem Verpackungspapier einer Schokolade, das sie offensichtlich in einer Mülltonne gefunden hatte …

Ganz dicht neben ihr waren zwei weitere Hunde: Eine Hündin, die wir an dem Tag leider nicht fangen konnten, außerdem ein Pointer-Rüde. Beide waren ausgehungert und froren entsetzlich.

 

 

Zweimal sind wir nach Liosia gefahren, bis wir die trächtige Hündin endlich fangen konnten.

 

 

Als es uns gelungen war, brachten wir sie sofort in eine Tierklinik. Sie hat elf Babies zur Welt gebracht, doch nur eines von ihnen überlebte. Wie sollten die Babies auch stark genug sein um zu überleben, wenn ihre Mutter verzweifelt die Krümel von einem Schokoladenpapier lecken musste ….

 

 

Mary, so nannten wir die Hündin, säugte ihr einziges überlebendes Kind. Aber es ging ihr gesundheitlich nicht gut, wir befürchteten, dass sie eine Entzündung an der Gebärmutter bekam. Offensichtlich hatte sie Schmerzen, und so ging sie in den folgenden Tagen mit ihrem Baby nicht sehr vorsichtig um.

Also entschied der Tierarzt, dass Mary starke Antibiotika bekommen müsse. Dies zog nach sich, dass das Hundebaby nicht mehr von seiner Mutter gesäugt werden konnte …. Wir hatten das große Glück, dass wir jemanden gefunden haben, der sich um das Hundebaby kümmert und es mit der Flasche aufziehen wird. Wenn das Baby überleben wird, wird es wahrscheinlich bei seiner Pflegemama bleiben dürfen.

Mary wurde operiert und zugleich kastriert und wir hoffen sehr, dass sie stark genug ist um zu überleben.

Während wir versuchten, Mary einzufangen, fanden wir zwei Straßen weiter eine winzig kleine Miniatur Bullterrier Hündin. An ihren Beinen und Pfoten hatte sie Wunden und ihr Hals war komplett kahl, die wunde Haut war zu sehen …

 

 

Sie konnte nicht alleine auf der Straße gelassen werden … nach einer abenteuerlichen Fangaktion trafen wir ihren Besitzer und gaben ihm die Hündin zurück. Er kettete die kleine Hundedame mit einem Würgehalsband außerhalb seines Hauses an.

Der Grund: Die Familie hatte ein Baby bekommen und deshalb hatte der Hund keinen Platz mehr im Haus. Doch Carla, so nannten wir die Miniatur Bullterrier Hündin, ertrug es nicht, draußen angekettet zu bleiben. Wie sie es geschafft hat, wissen wir nicht, aber als wir wenig später wieder an dem Haus vorbeikamen, hatte sie sich aus dem Würgehalsband befreit und saß vor der Haustür, mit ihrer Vorderpfote immer wieder an die Tür klopfend …

 

 

Eine Woche später fuhr Dora erneut nach Liosia, um die Hündin einzufangen und kastrieren zu lassen, die neben Mary und dem Pointer-Rüden auf der Straße gesessen hatte. Als sie an der Straße ankam, sah sie einen ca. 5-6 Monate alten Welpen.

 

 

Der Welpe und der Pointer folgten Dora wohin auch immer sie ging … unaufhörlich um Futter und Streicheleinheiten bittend.

 

 

So gerne Dora auch die beiden mitgenommen hätte: Sie musste die Hündin einfangen. Es ist grausam entscheiden zu müssen, welchem Hund man helfen soll und welchen Hunden man im selben Moment die Hilfe verweigern muss. Welche Hunde rettet man und welche Hunde lässt man zurück ….

Der kleine Welpe wurde Noa genannt.

 

 

Noa haben wir in den Tagen danach nicht mehr gesehen, wir hoffen sehr, dass er sich irgendwo in der Nähe aufhält. Wir suchen bereits nach einer Pflegestelle, in der er vorübergehend bleiben kann.

Wenige Tage später fuhr Dora erneut nach Liosia, um den Pointer Rüden einzufangen und kastrieren zu lassen.Wir hatten für ihn inzwischen den Namen Pluto gewählt.

Das Wetter war so schlecht, dass Dora kaum durch die Autoscheiben schauen konnte.

Es regnete, stürmte und hagelte sogar, die Mülltonnen wurden von dem Sturm über die Straßen geweht.

Schließlich fand Dora den Pointer: Er hatte notdürftig Schutz im Hinterhof eines Hauses gefunden. Er hatte Angst vor dem Sturm … Als Dora sich ihm näherte, rannte er in Panik davon. Es gelang Dora, ihm ein Weilchen hinterher zu laufen, aber schließlich verlor sie ihn aus den Augen. In all den Tagen danach regnete es weiter und es war entsetzlich kalt. Wir mussten immerzu an Pluto denken. Er war so dünn und schwach, ebenso wie Noa, der Welpe...

 

 

Wir denken ständig an die Hunde, die noch dort draußen sind, und deren Gesichter wir nun kennen …

Scarlet, die Hündin, die neben Mary auf der Straße saß, konnte inzwischen zum Glück eingefangen werden.

 

 

Es war der bisher kälteste und regnerischste Februartag. Sie war hungrig, schwach und fror erbärmlich. Das Hundemädchen hatte Augen voller Angst und sie näherte sich uns immer nur ganz kurz, um einen Bissen Futter zu holen - dann lief sie schnell wieder weg, weil sie Angst hatte, dass wir ihr etwas antun könnten.

Es wundert uns nicht, dass Scarlet so scheu ist … wahrscheinlich hat sie in ihrem ganzen Leben bisher nur schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, wurde misshandelt, beschimpft und verjagt.

Wir konnten Scarlet nicht dort lassen; wir konnten sie nicht auf der Straße lassen in dem Wissen, dass sie dort dem Tod ausgeliefert war. Wir konnten uns nicht von ihr abwenden und einfach weiter gehen.

Mary und Scarlet hatten riesiges Glück, dass wir sie vor dem Wintereinbruch gefunden und von der Straße geholt haben. Die Straßen in Liosia standen anschließend unter Wasser … die trächtige Mary hätte in ihrer Verfassung diesen Kälteeinbruch nicht überlebt.

Liebe Leser: Für Scarlet, Carla und Mary suchen wir Familien. Wir warten noch auf nähere Informationen über Carla und Mary. Pluto wurde gefunden und es scheint, dass er in Kürze ein Zuhause finden wird. Noa haben die Athener bisher nicht gefunden ...

Leider ist Carla doch größer als die erlaubten 30 cm. Carla darf deshalb nicht nach Deutschland einreisen.