Nur das Beste für unsere Hunde ...

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Wir lieben unsere Hunde und wollen nur das Beste für sie. Leider schießen wir dabei manchmal weit über das Ziel hinaus...

Wir verhätscheln unsere Vierbeiner nach Strich und Faden, behandeln sie beinahe schon menschlich, und verlieren dabei oft aus den Augen, was wirklich wichtig ist, um einen Hund glücklich zu  machen.

Da sieht man Hund und Halter im Partnerlook, mit dem selben Mantel oder Pullover. Aus meiner Praxis als Hundepsychologin kann ich die unglaublichsten Geschichten erzählen: da gab es den Hund, der auf dem Rücken einen rosa gefärbten Strich hatte, da sein Frauchen auch eine rosa Strähne im Haar hatte und fand, das würde ihrem Hund auch stehen. Es gab eine Dame, die Ihrem Hund immer den Po abwischte, wenn er sein Geschäft verrichtet hatte, weil wir Menschen das ja auch so machen. Ich habe schon Hunde mit am Tisch sitzen sehen, mit eigenem Stuhl und eigenem Teller,....

Diese und ähnliche Geschichten gibt es zur Genüge.

Früher waren Hunde Arbeitstiere und hatten einen bestimmten Nutzen. Sie wurden gehalten, um zu jagen, zu bewachen, etc. Heute sind viele dieser Aufgaben nicht mehr notwendig und die Hunde sind heute eher Freizeitpartner, Familienmitglied, Freund, Seelentröster oder sogar Partnerersatz. Es spricht auch nichts dagegen, dass wir die Hunde näher in unser Leben lassen und sie als Familienmitglieder behandeln. Es ist wunderbar, wenn ein Hund Teil einer Familie sein kann und artgerecht behandelt wird. Dann hat der Hund mit Sicherheit ein Leben, das er genießen kann.

Natürlich ist es Geschmackssache, ob ein Hund mit aufs Sofa oder ins Bett darf. Solange der Hund diese Ressourcen nicht verteidigt oder ähnliches, können sie ihm natürlich erlauben neben ihnen zu liegen, wenn sie das möchten. Das muss jeder für sich entscheiden.

Hunde brauchen kein Accessoires, und sind vor allem keine!

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Sie sind auch keine Prestige-Objekte! Kein Hund braucht ein Diamanthalsband, oder eine Tasche, in der er durch die Gegend getragen wird, benso wenig, wie ein Desingermäntelchen. Bis auf wenige Ausnahmen, haben Hunde ein dichtes, nässe- und kälteabweisendes Fell, das vollkommen genügt als Schutz gegen Schnee, Regen und Kälte.

Hunde wollen einfach nur eins: Hund sein!

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Dazu gehört es, Kontakt mit Artgenossen zu haben, sich bewegen zu können, zu spielen, etc. Dazu gehören aber auch natürliche Bedürfnisse, wie sich zu wälzen (eben auch mal in Schlamm oder Dreck), zu schnüffeln, zu markieren, usw. Hunde brauchen einen Sozialverband und klare Strukturen und Regeln, um sich wohl zu fühlen.

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Oft bekommen Hunde heute keine Regeln oder Grenzen, sie werden sozusagen sich selbst überlassen und können tun und lassen, was sie wollen. Was in den meisten Fällen früher oder später zu Problemen führt.

Oftmals werden Hunde zu sehr vermenschlicht. Wir übertragen ihnen Verantwortung, die sie niemals tragen können, drängen sie in Rollen, die sie nicht übernehmen können oder lassen sie im Stich, da wir keine Führungsverantwortung übernehmen. Kein Wunder, dass viele Hunde hiervon völlig überfordert und gestresst sind und dann Verhaltensauffälligkeiten zeigen. In einem Extremfall hatten die Halter ihren Hund einfach machen lassen. Der Hund hatte das Gefühl, dass keiner die Verantwortung übernimmt und hat diese dann selbst in die Pfote genommen. Das führte soweit, dass die Halter ihr eigenes Haus nicht mehr betreten konnte, da der Hund es aggressiv verteidigte.

Hunde leben in Sozialverbänden, die klar strukturiert sind.  Jeder weiß, wo seine Position ist und welche Aufgabe er hat.

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Rangstreitigkeiten kommen natürlich vor, meist verläuft das Zusammenleben aber sehr harmonisch.
Genauso sollte es sein, wenn ein Hund in einer menschlichen Familie lebt. Auch hier sollte ein soziales und friedliches Miteinander herrschen.

Es geht hier nicht darum, den Hund in allem einzuschränken, zu unterdrücken, den Stärkeren zu spielen, ihn von A-Z zu reglementieren oder ihn mit Härte zu etwas zu bewegen. Gewalt, Strenge, Geschrei, Leinenruck, "Erziehunghalsbänder" und ähnliches haben im Umgang mit Hunden rein gar nichts verloren!

Wir sollten den Hund als Partner sehen, mit dem wir in einem Team arbeiten. Mit Lob und positiver Verstärkung kann man so ziemlich alles erreichen, was man möchte. Die Verbindung Hund-Halter sollte immer auf Verständnis und Vertrauen basieren, niemals auf Negativem! Regeln und Grenzen sollten natürlich eingehalten werden, aber die Durchsetzung erfolgt mit Ruhe, Geduld und Konsequenz, nicht mit Härte!

Ein typischer Fehler im Umgang mit dem Hund ist es, ihn zu sehr zu vermenschlichen. Hat der Hund beispielsweise etwas angestellt, z.B. Essen vom Tisch geklaut oder ähnliches,

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sperren ihn manche Leute dann, wenn sie den Diebstahl bemerken, in ein anderes Zimmer - als Bestrafung, weil er etwas falsch gemacht hat. So wie man vielleicht ein Kind in sein Zimmer schicken würde. Das ist aber absoluter Unsinn. Der Hund kann die Bestrafung, nicht mit seinem Verhalten in Verbindung bringen und versteht überhaupt nicht, warum er weggesperrt wird.

Ein weiteres Problem ist es, dass viele Halter das Verhalten ihres Hundes schlichtweg nicht verstehen. Beispiel: der Halter ruft den Hund, dieser kommt nicht sofort. Der Halter wird ärgerlich und ruft strenger. Der Hund kommt dann irgendwann doch auf den Halter zu, wird aber immer langsamer oder bleibt sogar stehen. Der Halter denkt: "mein Hund weiß genau, was ich will und jetzt läuft er langsamer. Der will mich wohl ärgern". Daraufhin wird der Halter noch ärgerlicher.
Aus Sicht des Hundes ist es ganz anders. Der Hund merkt natürlich, dass der Halter verärgert ist und verlangsamt deshalb seine Bewegungen. Er versucht dadurch den Halter zu beschwichtigen und zeigt ein ganz natürliches Verhalten. Unter Hunden würde das auch funktionieren, nur die meisten Menschen verstehen oft nicht, warum ihr Hund sich in bestimmten Situationen so verhält wie er sich verhält und reagieren dann natürlich falsch darauf. Einen Hund, der beschwichtigt zu schimpfen oder zu bestrafen, ist natürlich absolut kontraproduktiv und zerstört das Vertrauen des Hundes in den Halter.

Ein weiteres Beispiel für ein Missverständnis: Der Hund macht in die Wohnung, während er allein daheim ist. Der Halter kommt nach Hause und ist natürlich verärgert, als er das Missgeschick sieht. Der Hund verhält sich unterwürfig, macht sich klein usw. Der Halter geht nun davon aus, dass der Hund weiß, was er falsch gemacht hat und ein schlechtes Gewissen deswegen hat. Ein Hund hat kein schlechtes Gewissen! Er reagiert einfach nur auf die jeweilige Situation und das Verhalten seines Halters. Und wahrscheinlich hat er aus Erfahung schon gelernt, dass Frauchen oder Herrchen wütend reagieren, wenn sie reinkommen und etwas auf dem Teppich liegt. Daher versucht der Vierbeiner den Menschen zu besänftigen. Er tut das nicht, weil er ein schlechtes Gewissen hat, sondern weil er das negative Verhalten des Halters mindern will. Ein aggressiver Hund würde auf dieses besänftigende Verhalten im Normalfall damit reagieren, dass er seine Aggression herunterfährt oder einstellt  und der Konflikt somit friedlich beendet wird.

Gerade bei Hunden aus dem Tierschutz oder aus schlechter Haltung, neigen die Halter oft dazu den Hund als undankbar zu bezeichnen, wenn er ein ungewünschtes Verhalten zeigt. Er bekommt ja jetzt das beste Futter, hat ein warmes Bettchen und wurde gerettet. Dafür müsste man doch eigentlich Dankbarkeit (und Folgsamkeit, etc.) erwarten können... oder etwa nicht??? Das könnte man nur in dem Fall erwarten, wenn ihr Hund ein Mensch wäre! Ist er aber nicht!

Hunde reagieren immer instinktiv. Sie reagieren auf die jeweiligen Situationen und Ereignisse. Ihre gemachten Erfahrungen haben ebenfalls Einfluss auf das Verhalten. Wenn etwas nicht richtig läuft, liegt das daran, dass in der jeweiligen Situation irgendetwas nicht passt. Da spielt es keine Rolle, wie toll sein Futter ist oder wie weich sein Bettchen. Der Halter muss überlegen, warum der Hund reagiert, wie er es tut und dann sein Handeln anpassen, so dass sich der Hund wohlfühlt. Bei größeren Problemen oder Verhaltensauffälligkeiten sollten Sie immer die Hilfe eines Profis in Anspruch nehmen.

Sie müssen ihren Hund auch nicht rund um die Uhr auslasten mit Hundekursen, Verhaltenstraining, Sporteinheiten, etc. Natürlich ist es wichtig, den Hund artgerecht zu beschäftigen

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oder auszulasten, aber sie sollten ihn weder überfordern, noch unterfordern. Ein Hund, der dauernd unter Stress steht, weil er von einer Trainingseinheit zur nächsten muss und zwischendrin noch in die Hundespielstunde gesteckt wird, anschließend noch zum Hundefrisör muss etc., kann völlig überfordert sein und Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Auch zu hartes Training, zu viel Druck oder falsche Erwartungen, können Stress auslösen und auf Dauer sogar krank machen.

Ein Hund der zehn Stunden täglich allein bleiben muss und danach nur Auslauf von zehn Minuten hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit aus Unterforderung und Langeweile ebenfalls Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.

Jeder Hund ist anders und jeder Hund hat andere Bedürfnisse. Auf diese müssen Sie natürlich entsprechend eingehen. Und in diesem Zusammenhang sollten Sie sich im Vorfeld erkundigen, welche Eigenschaften Ihr Wunschhund haben soll. Wenn Sie eher der Typ Couchpotato sind, dann holen Sie sich bitte keinen Hund, der viel Bewegung braucht. Rassen wie Husky, Windhund, etc. scheiden dann von vornherein aus.
Wenn Sie Hundesport oder Agility machen möchten, tun Sie sich und dem Hund keinen Gefallen, wenn Sie sich einen Hund wählen, der keinerlei Interesse an derartigen Aufgaben hat.

Richten Sie die Art und Dauer der Beschäftigung immer nach Ihrem Hund. Sie werden schnell merken, an was Ihr Vierbeiner Freude hat und an was nicht.

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Und das sollten Sie auch respektieren. Beschäftigung muss immer artgerecht sein und zu den Bedürfnissen und körperlicheren Voraussetzungen des Hundes passen. Ist das erfüllt, werden Sie und ihr Hund viel Freude zusammen haben.

Im Umgang mit Ihrem Vierbeiner ist vor allem eines wichtig: versuchen Sie das Verhalten des Hundes zu verstehen. Ein Hund tut nichts ohne Grund!
Den größten Gefallen tun Sie Ihrem Hund, wenn Sie sich bewusst machen, welche natürlichen Bedürfnisse er hat und ihn artgerecht behandeln. Dann steht einem glücklichen und erfüllten Hundeleben nichts im Wege.

Das "Geheimrezept" : Lassen Sie Ihren Hund einfach Hund sein!